In einer Live-Aktienanalyse auf unserem Youtube-Kanal stand die Frage im Raum, ob Aker BP ASA sich als langfristiges Investment für Dividendenanleger eignet. Der norwegische Öl- und Gasproduzent lockt mit einer auf den ersten Blick attraktiven Ausschüttung und einer ordentlichen Historie beim Gewinnwachstum. Ein genauer Blick auf Gewinne, Cashflows, Verschuldung und Kursverlauf zeigt jedoch, dass das Chance-Risiko-Verhältnis für ein stabiles Dividendendepot eher ungünstig ist.
Wachstumshistorie und Kennzahlen im Überblick
Die Auswertung der letzten fünf Jahre (Datenquelle: Aker BP PDF) zeigt zunächst durchaus beeindruckende Wachstumsraten. Der Gewinn je Aktie ist über diesen Zeitraum im Schnitt um rund 55 % pro Jahr gestiegen, der Umsatz legte jährlich um gut 20 % zu. Das Kapitalwachstum der Aktie liegt bei knapp 38 %.
Gleichzeitig bewegt sich der Börsenwert von Aker BP im hohen zweistelligen Milliardenbereich (norwegische Kronen), während langfristige Schulden von rund 24 Mrd. NOK in der Bilanz stehen. Die Dividende beträgt aktuell etwa 11,75 NOK je Aktie, was einer Dividendenrendite von rund 4,75 % entspricht.
Einige zentrale Kennzahlen lassen sich so zusammenfassen:
| Kennzahl (5-Jahres-Sicht bzw. aktuell) | Wert (gerundet) | Einordnung |
|---|---|---|
| Gewinnwachstum p.a. (5 J.) | ca. 55 % | stark, aber zyklisch und vom Ölpreis getrieben |
| Umsatzwachstum p.a. (5 J.) | ca. 21 % | solide Steigerungen |
| Kapitalwachstum (5 J.) | ca. 38 % | Kursentwicklung insgesamt positiv |
| Dividende je Aktie aktuell | ca. 11,75 NOK | ordentliche Ausschüttung |
| Dividendenrendite | ca. 4,75 % | attraktiv auf den ersten Blick |
| Langfristige Schulden | rund 24 Mrd. NOK | hohe Schulden, aber im Branchenkontext üblich |
Diese Zahlen wirken zunächst vielversprechend. Entscheidend für Dividendeninvestoren ist jedoch nicht die Höhe der Ausschüttung, sondern deren Stabilität und Finanzierbarkeit.
Dividendenpolitik: attraktiv, aber wenig belastbar
Die Dividendengrafiken zeigen eine optisch ansprechende Entwicklung der Ausschüttung je Aktie. Seit 2018 hat sich die Dividende pro Aktie per Saldo deutlich erhöht. Zwischendurch kam es allerdings zu einem deutlichen Rückgang, bevor die Dividendenzahlungen wieder gesteigert wurden.
Das eigentliche Problem liegt aber nicht in der absoluten Höhe der Dividende, sondern in deren Deckung durch Gewinn und Cashflow:
- Beim Vergleich von Gewinn je Aktie und Dividende je Aktie liegt die Ausschüttungsquote in vielen Jahren deutlich über 100 %. In der Vergangenheit gab es Werte von knapp unter 100 %, aber auch Extremwerte von mehreren Hundert Prozent. Für die kommenden Jahre werden ebenfalls Quoten oberhalb der 100-Prozent-Marke prognostiziert. Das bedeutet, dass mehr ausgeschüttet werden soll, als das Unternehmen voraussichtlich verdient.
- Noch kritischer ist der Blick auf den Free Cashflow: Hier liegen die Dividendenzahlungen in mehreren Jahren weit über dem freien Mittelzufluss, teilweise sogar in Bereichen, in denen der Free Cashflow negativ ist. Die Ausschüttung wird dann faktisch durch zusätzliche Verschuldung oder die Nutzung von Barmitteln ermöglicht und nicht aus laufenden Überschüssen finanziert.
Für einen verlässlichen Dividendenwert ist das ein gravierender Schwachpunkt. Eine hohe Dividendenrendite verliert an Reiz, wenn sie sich nur mit Mühe finanzieren lässt. Schon kleinere Rückschläge bei Ölpreis oder Produktion können das Management zwingen, die Dividende zu kürzen oder zumindest nicht weiter zu erhöhen. Die aktuelle Planung sieht zwar lediglich eine moderate Senkung bzw. ein langsameres Wachstum der Ausschüttung vor, doch gerade dieser Punkt ist unsicher.
Geschäftsentwicklung, Zyklik und Kursverlauf
Aker BP profitierte in den vergangenen Jahren von einem robusten Ölpreis und steigenden Fördermengen. Das spiegelt sich in den starken Wachstumsraten bei Gewinn, Umsatz und Cashflows wider. Auffällig ist jedoch, dass die jüngste Vergangenheit schwächer ausfällt: Es gab ein Jahr mit deutlich niedrigeren Ergebnissen, nur gefolgt von einer gewissen Erholung, die aber nicht an die früheren Bestwerte anschließt.
Der Kursverlauf im Growth-Chart zeigt, dass die Aktie in früheren Jahren recht gut mit ihrem inneren Wert, also einer modellierten fairen Bewertung, Schritt gehalten hat. Um 2020 herum notierte Aker BP letztmals in der Nähe dieses inneren Werts. Seitdem verläuft der Kurs eher darunter und folgt den Bewertungsmodellen nur noch eingeschränkt.
Dieses Muster deutet darauf hin, dass institutionelle Investoren den zukünftigen Wachstumsperspektiven skeptischer gegenüberstehen als früher. Ein Unternehmen, das seine Glanzzeit beim Wachstum hinter sich hat und dessen Aussichten eingetrübt sind, wird vom Markt typischerweise mit einem Abschlag gehandelt – besonders, wenn es stark von einem zyklischen Rohstoff wie Öl abhängt.
Einordnung für Dividendenanleger
Zusammengefasst zeigt sich folgendes Bild:
- Aker BP hat in der Vergangenheit beeindruckende Wachstumsraten erzielt, zeigt aber zuletzt eine abnehmende Dynamik.
- Die Dividende wirkt attraktiv, ist jedoch oftmals nicht durch Gewinn und freien Cashflow gedeckt. Prognosen deuten darauf hin, dass dieser Spannungszustand auch in den kommenden Jahren bestehen bleibt.
- Die Verschuldung ist hoch, was in Verbindung mit einer großzügigen Ausschüttungspolitik die finanzielle Flexibilität einschränkt.
- Der Kurs hängt seit einigen Jahren hinter dem inneren Wert zurück, was darauf schließen lässt, dass der Markt die Risiken durchaus wahrnimmt.
Für ein langfristig orientiertes Dividendendepot, das auf planbare, nachhaltig finanzierte Ausschüttungen setzt, ist Aker BP damit nur bedingt geeignet. Wer sich hauptsächlich auf die Dividende stützen möchte, trägt hier ein erhöhtes Risiko von Kürzungen und Schwankungen.
Wie sich bessere Dividendenaktien systematisch finden lassen
Statt sich auf einzelne, vermeintlich attraktive Dividendenwerte zu verlassen, kann es sinnvoll sein, systematisch nach Unternehmen zu suchen, deren Dividenden durch stabile Gewinne und Free Cashflows gedeckt sind, die eine solide Bilanz aufweisen und deren Bewertung einen angemessenen Sicherheitspuffer bietet.
Genau für diese Art von Analyse wurde die GROWTH Investing Software entwickelt. Sie bündelt Kennzahlen wie Gewinn- und Umsatzwachstum, Cashflows, Verschuldung, inneren Wert und Sicherheitsmarge in übersichtlichen Auswertungen und macht schnell sichtbar, ob eine Aktie wie Aker BP eher Chancen oder Risiken für ein Dividendendepot bietet.
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Hinweis: Diese Analyse stellt keine Anlageberatung dar und ersetzt keine individuelle Beratung. Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr.
Hinweis: Dies ist keine Anlageberatung und keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.




